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Verwaltung der Mediathek  

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Musik überhaupt zu besitzen, sie also auch offline zur Verfügung zu haben, ist nicht mehr zeitgemäß. Niemand in meinem Bekanntenkreis macht das noch. Überall wird Spotify oder Deezer gestreamt. Aber auch wenn ich bei dieser modernen Art des Hörens immer wieder von irgendeinem schlauen Algorithmus mit neuer Musik versorgt werde, geht mir doch die Erinnerung an die Strapazen verloren, die ich einst beim Anlegen meiner eigenen Sammlung auf mich nehmen musste.

Ich habe mich von dieser schnell drehenden Musik-Erneuerungswelt abgewandt und pflege meine eigene Sammlung offline. Sie besteht inzwischen nur noch zu einem sehr kleinen Teil aus physischen Datenträgern. Die ganz wichtigen Sachen kaufe ich nach wie vor als CD oder habe ich aus nostalgischen Gründen noch in Form von Schallplatten da. Aber alles andere verkaufe ich direkt nach dem Rippen wieder oder schaffe ich gleich als Kauf- oder Leih-MP3 an.

Die virtuelle Mediathek

Nun ist es bei mir aber nicht so, dass ich Musik nur höre und irgendwie in Datentöpfen ablege, sondern ich bilde virtuell eine reale Sammlung nach. Real ist für mich ein meist physisches Medium, auf dem die Musik eines Künstlers erschienen ist. Das kann bei neuerer Musik auch ein Download sein, aber sicher keine nachträglich vom Plattenlabel zusammengewurstelte Hitsammlung, sondern eine exakte Abbildung eines irgendwann auf einem bestimmten Markt erschienen Datenträgers.

Und keine Ahnung, ob das nur mir so geht, aber wenn ich Musik höre, dann habe ich immer ein Album vor meinem geistigen Auge. Und dieses Album entnehme ich einem Plattenschrank, in dem alles fein säuberlich nach Album-Typen, Interpreten und Erscheinungsdatum einsortiert ist. Dieser große Plattenschrank wird ergänzt durch einen kleineren, in dem künstlerisch wertvolle, aber in meiner Hauptsammlung störende Alben stehen. Und weil ich eine große Kollektion von Maxi-Singles der 80er Jahre habe, die ich nie anhöre, aber die ich trotzdem behalten will, steht daneben noch ein dritter Schrank.

Und genau so möchte ich meine MP3-Sammlung auch organisiert wissen. Wie ich das mache, das merke ich mir hier auf diesen Seiten.

Formatfragen

Mag sein, dass andere Formate besser sind, aber MP3 ist der Standard, den ich überall abspielen kann. Ich kodiere mit einem halbwegs aktuellen Lame (im Moment 3.100 aus Debian bookworm) mit 160 kbit/s VBR. Wer sich erfolgreich einbildet, dass er bei dieser Bitrate einen klanglichen Verlust gegenüber CDs oder gar Schallplatten ausmachen kann, der möge sich an dieser Illusion erfreuen. Ich für meinen Teil bin mir sicher, dass weit über 99 % der Menschheit keine klanglichen Nachteile meiner MP3s gegenüber den Originalen ausmachen können.

Und ja: Schallplatten sind ein tolles Hobby. Sie sehen gut aus, liegen gut in der Hand und es macht mächtig was her, wenn sie sich auf dem Plattenteller drehen, es ein wenig knistert und man beim Hören das große Cover anfassen kann. Man sollte nur so ehrlich sein und zugeben, dass es technisch keinen vernünftigen Grund gibt, an analogen Klängen festzuhalten. Als ehemaliger Geophysiker kann ich höchstens der diskreten Worttiefe (also der gequantelten Lautstärke) ein prinzipielles Manko nicht ganz absprechen. Aber die Abbildungsfehler analoger Datenträger sind ja um ein Vielfaches höher als der immer etwas neben der Wahrheit liegende Wert einer digitalen Information.

Es ist auch frappierend, wie oft ich zu hören bekomme, dass 16 Bit Auflösung, 44,1 kHz Abtastrate und verlustbehaftete Formate wie MP3 keinesfalls als HiFi-Grundlage taugen. Und dann bemerken die gleichen Leute, die mir diese Ratschläge erteilen, nicht einmal, dass Ihnen gefälschte Apple-Kopfhörer untergejubelt wurden. Aber das ist ein anderes Thema ...

Da seit einger Zeit CDs viel zu laut aufgenommen werden und gekaufte oder gestreamte Downloads grundsätzlich übersteuert und jeder Dynamik beraubt sind, haben Schallplatten gerade wieder einen Lauf. Das ist schon verrückt: Ein Medium mit einem lächerlichen Rauschabstand, einer lausigen Kanaltrennung und mit fast ständig suboptimaler Abtastgeometrie liefert inzwischen besseren Klang als die dafür eigentlich perfekt geeigneten Formate. Da letztere immer schlechter produziert werden, habe auch ich notgedrungen aufgerüstet und wieder in Analogtechnik investiert, dazu weiter unten mehr.

Alben statt Titel

Es klingt etwas altbacken, ich weiß, aber ich denke bei Tonträgern immer noch in Alben statt in Tracks. Mit jedem Update bei iPod & Co. wird deutlicher, dass diese Zeit für die meisten Musikkonsumenten vorbei ist. Für mich ist das jedoch nicht so. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen zählt für mich das Album mehr als der einzelne Titel, auch wenn das im Einzelfall bedeutet, dass ich mir beim Anhören eines Albums auch ein paar Sachen reinziehe, die ich nicht so toll finde. Ich habe natürlich trotzdem Hit-Sammlungen und auch ein paar Einzeltitel, aber bestimmt 95 % meiner MP3s sind Bestandteile regulärer Alben des jeweiligen Interpreten.

Für mich ist auch eine 12"-Maxi und sogar eine 7"- oder eine CD-Single ein kleines Album. Okay, heute macht das nicht mehr so viel Sinn vie früher. Die 2017er Remix-Maxi Cover Me von Depeche Mode enthält je nach Medium acht oder sogar elf Versionen des Titelstücks. Das kann sich freilich niemand am Stück anhören. Schade, denn die gleiche Band lieferte in den 80er Jahren fantastische Meisterwerke im Single-Format, ich denke da zum Beispiel an Stripped oder Never Let Me Down Again.

Quellen

Den größten Teil meiner MP3-Alben habe ich tatsächlich gekauft und selber aus vorhandenen CDs gerippt. Viele Sachen hatte ich in den 80ern oder frühen 90ern als Vinyl erworben, aber im Laufe der Jahre sind die meisten irgendwie wieder verschwunden. Also war ich so frei, mir diese schon bezahlte Musik aus den Graubereichen des Internets neu zu besorgen und gegebenenfalls durch den iTunes-Match-Dienst in hochwertige MP3s zu überführen. Einige ganz wenige Alben habe ich auch von Freunden "geliehen".

Es muss aber jetzt keiner zum Anwalt rennen, denn es ist niemandem ein Schaden entstanden. Geld würde ich jedenfalls nicht dafür ausgeben, die Sachen sind alle verzichtbar. Dafür habe ich etliche Platten wie z. B. von Depeche Mode als Wiedergutmachung inzwischen drei- oder viermal bezahlt: Erst als Vinyl in den 80ern, dann noch mal als Remaster-CD und als mir später dämmerte, wie bescheiden diese Remaster klingen (siehe Loudness War) dann noch mal gebraucht als Original-CD ebenfalls aus den 80ern. Die Musikindustrie darf sich also entspannen: Ich bin einer ihrer besten Kunden.

Die Schallplatten, die sich nicht in Form von CDs besorgen ließen, vor allem ältere Maxi-Singles, hatte ich mir bis vor kurzem von einem regionalen Tonstudio digitalisieren lassen. Mit der Audio-Qualität war ich hoch zufrieden, mit der sonstigen Performance leider nicht so. Und dann wollte ich das endlich auch selber können. Es muss ja nicht immer High End sein, dachte ich mir, eine vernüftige hochwertige Qualität würde mir ja schon reichen.

Auf einer meiner Lieblingsseiten listet DjPaulT bei jedem Rip sein Equipment auf, und dann habe ich einfach mal tausend Euro in die Hand genommen und mir einen neuen Plattenspieler und einen AD-Konverter gekauft. Das Ergebnis ist überwältigend. Endlich kann ich ohne fremde Hilfe Schallplatten in hochwertige MP3s verwandeln.

Ausgangspunkt Plattenspieler
Ausgangspunkt ist mein Plattenspieler: Ein neuer Project Debut Carbon.
Signalverarbeitung
Die Digitalsierung erfolgt durch den DA-Converter Alpha Design Labs GT40a.
Audacity und Lame
Den Rest erledige ich mit Audacity und Lame unter Debian GNU/Linux.

Meine Schallplatten konvertiere ich jetzt selbst.

Ordnerstruktur

Damit ich unabhängig bin von der Software irgendeines kommerziellen Anbieters, besteht mein Master-Archiv aus einer normalen Ordnerstruktur und liegt auf meinen NAS. Von dort wird es per Samba exportiert und dann entweder über einen Windows-Rechner per iTunes auf mein iPhone gespielt. Oder mein Sonos Connect importiert es für die Wiedergabe auf meiner Stereo-Anlage im Wohnzimmer oder auf den Sonos-Boxen in meinem Arbeitszimmer. Damit sind alle vier Stellen abgedeckt, an denen ich Musik höre: im Auto, mit dem Smartphone, auf der Couch und beim Bügeln.

Ich lege meine MP3s in regulären Ordnern ab nach dem Schema Mediathek/Kategorie/Interpret/Album. Dabei unterscheide ich verschiedene Mediatheken, zum Beispiel: "jan" (die Hauptsammlung), "classics" (historisch Wertvolles), "spiegel" (Experten-Empfehlungen des SPIEGEL-Magazins) und "btg" (die Sammlung des amerikanischen DJs PaulT und seines Projektes Burning The Ground)

Ein Auszug:

jexss@trillian:~/musik/jan/audio$ ls -1N
Albums
Comedy
Compilations
Singles-12
Singles-7
Singles-CD
Singles-Download
Singles-Tape
Tracks

Der mit Abstand größte Ordner ist Albums. In Compilations habe ich alles, was mehrere Interpreten auf einem Album vereint wie bei Hit-Sammlungen oder Soundtracks. Ich habe von einigen Interpreten große Maxi-Singles-Sammlungen, die sollen nicht die regulären Alben stören, deshalb sind sie in einem eigenen Stammordner. 7-Zoll-Singles wiederum würde ich in einem echten Plattenschrank auch separat einsortieren, außerdem stören die doppelt vergebenen Titel die Sortier-Algorithmen der MP3-Player. Daher kommen sie nach Singles_7. Einzeltitel ohne Albumbezug sind in Tracks.

In den Kategorie-Ordnern sind dann die Interpreten angeordnet ...

jexss@trillian:~/musik/jan/audio/Albums$ ls -1dN D* | head
DAF
Daft Punk
Daniel Lanois
Dave Gahan
David Bowie
Dead Can Dance
Deichkind
Deine Lakaien
De La Soul
Delerium

... und innerhalb der Interpreten dann natürlich die Alben. Für eine bessere Lesbarkeit und um die Shell nicht zu stark zu verwirren, verwende ich hier "v2" statt "· 2" für die Abgrenzung verschiedener Albumversionen.

jexss@trillian:~/musik/jan/audio/Albums/Depeche Mode$ ls -1N | head
101 -1-
101 -2-
101 v2 -1-
101 v2 -2-
A Broken Frame
A Broken Frame v2
Black Celebration
Black Celebration v2
Black Celebration v3
Catching Up With Depeche Mode


Nomenklatur

Von wenigen Ausnahmen abgesehen entspricht die Namensgebung meinen Regeln beim Tagging, siehe dort. Nur wenn es Konflikte zum SMB-Namensstandard gibt, nenne ich die Ordner anders. Beispielsweise darf unter Windows eine Datei oder ein Ordner nicht die Zeichenkombination "..." enthalten. So wird dann aus dem Genesis-Album "...Calling All Stations" der Ordnername "Calling All Stations".

Dateinamen

Beim Namen der Dateien weiche ich aus verschiedenen unwichtigen Gründen stark vom Standard ab. Die meisten Programme speichern Dateien in der Form

Interpret (Tracknummer) Track.mp3

ab, zum Beispiel

David Bowie (03) Slip Away.mp3

Bei mir heißt die Datei:

03.david-bowie_heathen.mp3

Das Namensschema ist also

tracknummer.interpret-mit-bindestrich_album-mit-bindestrich.mp3

Alles wird klein geschrieben. Eventuelle Suffixe wie Album-Version etc. (siehe Tagging) werden mit einem Bindestrich angehängt. Beispiel:

05.kraftwerk-x_electric-cafe-v3-ves.mp3

Für den 5. Track der spanischsprachigen Pressung des Kraftwerk-Albums Electric Cafe. In den Dateinamen vermeide ich alle gefährlichen Zeichen wie Sonderzeichen, Umlaute, Satzzeichen usw. Das geschieht komfortabel über die Meta-Suite.

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