Unterwegs mit dem Reiserad
Island 2019
Nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte habe ich mich 2019 endlich gewappnet gefühlt für die Mutter aller Radreisen: Island. Erwartungsgemäß lief nicht alles glatt, aber es war mein ultimatives Reiserad-Abenteuer. Ich habe mich abseits der Touristenmassen gehalten und das östliche Hochland und den Norden erkundet. Die erste Hälfte der Tour war fantastisch, während der zweiten Woche lag ich dann mit einer Erkältung im Zelt.
Größere Karte: Unten auf dieser Seite
Die klimatischen Verhältnisse in Island sind selbst im August grenzwertig. Wenn man dann noch ins wüstenartige Hochland will, sollte man schon etwas Leidensfähigkeit mitbringen. Tagsüber kletterte das Thermometer nie über zehn Grad Celsius, normal waren acht Grad. Nachts hatte ich gerade so keinen Frost. Das ist zwar mehr als bei manch einer Norwegen-Tour, aber der kräftige Wind zusammen mit sieben Tagen Dauerregen haben mich dann doch an meine Grenzen gebracht. Nachdem meine Erkältung nicht im Zelt abheilen wollte, habe ich die Tour dann abgebrochen und die letzten vier Nächte in zwei Pensionen verbracht.
Trotzdem war es eine tolle Tour, die ich sicher nie vergessen werde.
Anreise
In diesem Jahr verzichte auf den naheliegenden Flug und nehme die teurere und natürlich viel langsamere Fähre von Hirtshals nach Island. Einerseits hatte mich der ganze Flughafen-Stress auf meiner USA-Reise sehr genervt. Aber vor allem will ich diesmal viel mehr Gepäck gleich mitnehmen anstatt es mir vor Ort kaufen zu müssen und ich will meinen Gaskocher dabei haben. Die 44 Stunden Fahrzeit sind natürlich ganz schön ätzend, aber ich glaube, ich würde das wieder so machen.
Ins Hochland
Vom Ufer des Lögurinn aus geht es zunächst auf einer tadellosen Asphaltstraße in Richtung Hochland. Nach dem Stausee Hálslón des Kraftwerks Kárahnjúkar kann man dann nur mit echten Allradfahrzeugen weiterfahren, auch wenn ich ein Wohnmobil und einen VW Polo beobachten kann, die sich den Unterboden mit aufwirbelndem Geröll zerschrabbeln.
Die unbefestigten Hochlandstraßen sind auch auf dem Rad eine echte Strapaze. Mehr als 30 Kilometer sind nicht drin pro Tag. Deshalb habe ich auch viele Nahrungsmittel und Wasseraufbereitungstropfen dabei, mit denen ich das Flusswasser trinkbar mache. Als Wanderer und Radfahrer darf man auch wild zelten, was ich auch zwei Mal mache. Noch nie zuvor in meinem Leben war ich in einer so stillen Landschaft unterwegs.
Durch die Wüste
Das Hilight meiner Island-Tour ist die Fahrt durch die Halbwüste des östlichen Hochlandes. Hier begegene ich nur noch ein, zwei Offroad-Touristen am Tag. Von meinem ursprünglichen Plan, auch Flussdurchquerungen zu versuchen, nehme ich Abstand, als ein Wetterumschwung mit entsprechend höheren Pegelständen droht. Auch ein Sicherungsseil habe ich leider nicht dabei und daher entscheide ich mich, die Tour etwas umzubiegen. Aber auch so kann ich jedem Reiseradler, der ein stabiles Rad und etwas Offroad-Erfahrung hat, nur empfehlen, das einmal nachzumachen.
Dettifoss und Ásbyrgi
Zurück in der Zivilisation wende ich mich zwei Touristenmagneten zu: Dem gigantischen Wasserfall Dettifoss und der nördlich gelegenen Felsformation von Ásbyrgi. Nach dem letzten Teilstück der Strecke beschließe ich, dass ab sofort nur noch Asphalt in Frage kommt. In Ásbyrgi verbringe ich einen Pausentag zu Fuß und mit einer kurzen Tour ohne Gepäck.
Regenwetter im Norden
Die Wettervorhersage prognostiziert mehr als eine Woche Dauerregen, und sie irrt sich nicht. Wegen des Asphaltgebotes bleibt mir nur noch genau eine Strecke zurück in Richtung Fähre. Sie führt zunächst nach Nordwesten gegen den immer stärker werdenden Wind und dreht später nach Süden. Auf dem ersten Teilstück hole ich mir durchgeschwitzt und am Ende meiner Kräfte eine starke Erkältung. Am See Myvatn kann ich deshalb nicht weiterfahren und mache nur noch zwei kurze Fahrten zu nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten. Da die Erkältung nicht im Zelt von alleine abklingen wird, beschließe ich, die Tour abzubrechen.
Tourabschluss
Mit dem Bus fahre ich von Reykjahlíð zurück in den Osten nach Egilsstaðir. Dort verbringe ich zwei Nächte in einer erstklassigen Pension zum Luxushotel-Preis. Dann fahre ich noch das letzte anstrengende Teilstück zum Fährhafen nach Seyðisfjörður und bin dort auch noch mal in einer noch teureren, aber nicht ganz so guten Pension. Nach genau zwei Wochen geht es wieder nach Dänemark.