Unterwegs mit dem Reiserad
Färöer 2014
Schon ein Jahr nach Norwegen war ich wieder mit dem Reiserad auf Tour, wieder allein, wieder im Norden Europas, und zwar diesmal auf den Färöer. Ich hatte nur fünf Tage eingeplant, um meine daheim gebliebene Familie nicht zu ärgern, aber ich muss sagen: Das reicht nicht annähernd, wenn man die Färöer richtig erleben möchte, zumal das Wetter ein gewisses Risiko darstellt. Ich würde beim nächsten Mal noch ein paar Tage dranhängen.
Größere Karte: Unten auf dieser Seite
Ob man auf die Färöer nun unbedingt mit dem Fahrrad muss, das sei mal dahingestellt, aber wer Nordeuropa etwas abgewinnen kann, der muss einmal hier gewesen sein.
Anreise und Vágar
Die meisten Touristen erreichen die Färöer mit der Island-Fähre; mir ist das zu teuer und auch zu zeitaufwändig. Ich fliege lieber, und zwar von Frankfurt über Kobenhagen zum einzigen Flughafen der Färöer auf die Insel Varga. Direkt daneben befindet sich einer der wenigen Zeltplätze der Färöer. Dort habe ich sogar einen Platz reserviert, was dann aber doch etwas übertrieben ist. Immerhin treffe ich dort einen Reiseradler aus Flensburg, der mir viele Tipps für die Fahrt auf den Färöer gibt.
Streymoy I
Bei Sonnenschein und immerhin 12 Grad fahre ich unter dem Atlantik hindurch auf die Hauptinsel Streymoy. Ich will so schnell wie möglich in den rauhen Norden, solange das Wetter noch so schön ist. An der Brücke zur Insel Eysturoy höre ich aber auf den Reiseführer und gebe mir noch die Sackgasse nach Tjørnuvík mit der grandiosen Aussicht auf Risin und Kellingin.
Eysturoy
Erst am späten Nachmittag erreiche ich dann Eysturoy. Ich fahre erneut am Sundini entlang nach Norden, diesmal auf der anderen Uferseite. Nach Eiði windet sich die Straße bei heftigem Gegenwind hinauf ins Inselinnere. Zum Abend hin schaffe ich es mit Ach und Krach nach Gjógv, wo es zwar einen Campingplatz gibt, aber leider keinen für Zelte. Nach einer privaten Übernachtung fahre ich bei schlechter werdendem Wetter weiter bis zum Tunnel nach Borðoy, wieder hauptsächlich gegen den Südost-Wind.
Klaksvík
Nach einer weiteren Atlantik-Unterquerung lande ich in Klaksvík, der zweitgrößten Stadt der Färöer. Nun ja, hierzulande würde man eher von Städtchen sprechen. Die Besucher des gleichzeitig eingelaufenen Kreuzfahrtschiffs Celebrity Eclipse haben die Zahl der Menschen jedenfalls mehr als verdoppelt. In Klaksvík dreht sich alles um Fisch. Und ums Bier, denn hier gibt es die einzige Brauerei der Färöer.
Viðoy
Ich habe mein Reiseziel erreicht: Die nördlichste Insel Viðoy. Leider ist das Wetter inzwischen wirklich miserabel. Kälter geworden ist es zwar nicht, es sind eigentlich immer 12 Grad, auch nachts. Nur in den Tunneln ist es saukalt, knapp über Null, schätze ich mal. Aber es regnet jetzt eigentlich permanent, mal weniger, mal mehr. Dadurch liegt auch ausgerechnet die Bucht von Árnafjørður unter Wolken, da hatte ich mich so sehr auf das Panorama gefreut. Tja, so ist das eben im Lande "Maybe".
Übrigens, wer die bisherigen Durchfahrten durch die beleuchteten und doppelspurigen Tunnel schon gruselig fand, der steht mit dem Árnafjarðartunnilin und dem Hvannasundstunnilin vor einer echten Herausforderung.
Tórshavn
Für die Fahrt nach Tórshavn nehme ich aus Zeit- und Motivationsmangel den Bus. Dort ist das Wetter wieder richtig schön. Am nächsten Tag soll es jedoch schon wieder regnen, und so werde ich wohl auf den Reiseführer hören, der von einer Fahrt über die alte Bergstraße in Richtung Vestmanna bei Wolken abrät. Da ich sie trotzdem gern fahren will, beschließe ich, heute von Tórshavn aus einen Ausflug auf diese Straße zu machen, um die Aussicht auf Hestur und Koltur zu bestaunen. Aber selbst dieser Versuch endet im Nebel. Ich kehre um nach Tórshavn, schaue mir abends im Irish Pub das Finale der Fußball-WM an und muss danach mein Zelt zwischen hunderten Touristen suchen, die mit der Islandfähre angekommen sind.
Streymoy II
An meinem letzten Reisetag geht es wieder auf der Insel Streymoy nach Norden. Wie angekündigt ist es trübe und ich nehme die Hauptstraße mit dem Kollfjarðar-Tunnel. Kurz vor dem Vagar-Tunnel liegt das Dorf Leynar, hier besuche ich noch Finn, den ich im Flugzeug bei der Anreise kennengelernt habe. Er empfiehlt mir, noch die Vogelfelsen-Tour in Vestmanna mitzumachen und fährt mich mit seinem Auto dorthin. So schaffe ich es noch mit auf die letzte Bootstour des Tages.
Vestmanna
Zwei Anbieter veranstalten täglich Bootstouren von Vestmanna an die rauhe Westküste von Streymoy. Hier brüten einige Seevögel und man kann mit dem Boot durch diverse Felsen und Grotten schippern. Bei trübem Wetter gibt es zahlreiche angemessen theatralische Ausblicke auf die harsche Westküste der Färöer.
Rückfahrt nach Vágar
Die Rückfahrt von Westmanna nach Vágar ist wieder komplett verregnet. Damit stehe ich vor dem gleichen Problem, das ich schon letztes Jahr in Norwegen hatte: Wenn ich die letzte Nacht im Zelt verbringe, dann ist alles dermaßen nass, dass mein Gepäck Übergewicht hat. Ich nutze den letzten Zeltplatz daher zum Trocknen aller Sachen und hänge ansonsten nur auf der Couch im Aufenthaltsraum rum. Mitten in der Nacht nach dem Ende des Regens nehme ich dann noch die letzten sieben Kilometer bis zum Flughafen in Angriff. Leider hat mich die Service-Dame bei der Ankunft wohl nicht verstanden: Ich hatte gefragt, ob der Flughafen durchgehend geöffnet ist. Antwort: ja. Realität: nein. So verbringe ich die letzten bitterkalten Nachtstunden dann noch unterm Vordach der Empfangshalle.
Macht aber nichts: Ein tolles Abenteuer waren die Färöer!